Finanzspritze durch syndizierten Kredit vom „Banken-Club“ / Automobilzulieferer

Die deutsche Wirtschaft hat 2020 durch die Coronakrise einen Digitalisierungsschub erlebt. Befragungen zufolge hat nahezu jedes vierte Unternehmen den eigenen Digitalisierungsgrad erhöhen können, so der ZEW-Forschungsbereich Digitale Ökonomie. Investitionen in die Automatisierung und Digitalisierung sind mit hohen Investitionen verbunden. Gute Nachricht für Geschäftsführer: Syndizierte Kredite über ein Konsortium von Banken können hier eine alternative Finanzierungsform sein, um einen höheren Automatisierungsgrad zu erreichen. So geschehen bei einem unserer Kunden, einem Tier-1-Zulieferer der Automobilindustrie

Automobilzulieferer besonders von Corona betroffen

Laut Umfragen trifft die Pandemie ganz besonders die Automobilzulieferer. Von Umsatzeinbrüchen bis zu 20 Prozent in 2020 ist die Rede. Zwangsläufig fehlt den Zulieferern das Kapital für notwendige technologische Transformationsprozesse. Im Gegenzug wird die Kreditgewährung der Banken mit Blick auf schlechtere Ergebnisse und Kennzahlen immer restriktiver. Ein Dilemma, dem sich viele Automobilzulieferer aktuell gegenübersehen. Mit Blick auf neue Technologien wie die E-Mobilität oder Wasserstoffantriebe sind Investitionen jedoch zwingend erforderlich. Ein syndizierter Kredit, auch Konsortialkredit genannt, über ein Konsortium von Banken kann hier ein Lösungsansatz sein. Beim syndizierten Kredit bzw. Konsortialkredit bieten mehrere Banken (Konsorten) dem Kreditnehmer gemeinsam einen Kredit an. Das System birgt Vorteile für beide Seiten. So können Banken das Risiko minimieren, der Kreditnehmer höhere Kreditsummen erzielen als es der übliche Kreditrahmen der einzelnen Konsorten normalerweise hergibt. Weitergehende Informationen zum syndizierten Kredit (Konsortialkredit) und wie er funktioniert finden Sie hier.

Avisiertes Ziel: Über syndizierte Kredite Investition in
Automatisierung sichern / Automobilzulieferer

Der Anlass für die Beratung des von uns betreuten Unternehmens war nicht in der Coronakrise begründet. Das Unternehmen betreibt  mehrere Standorte auf unterschiedlichen Kontinenten. Während sich die Auslandsgesellschaften über Jahre positiv entwickelten, wurde das Wachstum in Deutschland durch die bestehenden Produktionsbedingungen limitiert. Dies führte u.a. zu einem unzureichenden Produktionsfluss und in der Folge zu überhöhtem Working Capital Beständen in der Produktion. Weiterhin ergab sich aus einer suboptimalen Verkettung und Automatisierung des Produktionsprozesses eine deutlich überhöhte Personalkostenquote Aufgrund der nicht zufriedenstellenden Profitabilität des Geschäfts in Deutschland sollte eine neue heimische Fertigungsstätte errichtet werden. Das neue Fertigungs-Layout ist so angelegt, dass optimale Produktionsbedingungen mit einer weitgehenden Automatisierung möglich sind. Hierdurch kann die Personalaufwandsquote reduziert, der operative Gewinn entsprechend verbessert werden. Grundlage für die Errichtung der neuen Produktion war eine „Sprungfinanzierung“ in Höhe von 75 Millionen EUR, welche als Club Deal Finanzierung von einem Bankenkonsortium bereitgestellt werden sollte.

Die Aufgabenstellung der TMC und deren Umsetzung

Die TMC Turnaround Management Consult wurde exklusiv mit der Überprüfung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Finanzierungskonzeptes beauftragt und fertigte hierzu als neutraler Gutachter ein Umsetzungskonzept an. Zunächst führten wir eine dezidierte Analyse der Markt- und Wettbewerbssituation des Kreditnehmers durch, um die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells zu validieren. In einem weiteren Schritt wurden interne Abläufe und die Risikomanagementsystem überprüft. Nachgehend erstellte die TMC auf Grund ihrer Erkenntnisse Sensitivitätsrechnungen, um verschiedene Szenarien für die Banken simulieren zu können. Abschließend wurden alle Ergebnisse in eine SWOT Analyse überführt, um den beteiligten Stakeholdern einen komprimierten Überblick über das Unternehmen bzw. den Kreditnehmer und dessen Marktumfeld zu ermöglichen. Hierbei ergaben sich die Kernpunkte aus dieser Grafik

Da wir uns nicht nur als „Problembeobachter“, sondern auch als „Problemlöser“ verstehen, wurden auf Basis der SWOT-Analyse passgenau Maßnahmen entwickelt. Hierbei folgt die TMC dem Kredo:

„Stärken ausbauen, Schwächen reduzieren, Chancen nutzen, Risiken vermeiden“.

Einige dieser Maßnahmen sind nachgehend aufgelistet:

Stärken ausbauen:

  • Etablierung eines internationalen Förderungs- und Ausbildungssystems
  • Konsequentes Working Capital Management in allen Werken zur weiteren Verbesserung der Eigenkapitalquote
  • Ausbau der Geschäftsbeziehungen mit asiatischen Herstellern
  • Entwicklungsabteilung am neuen deutschen Standort weiter ausbauen
  • „Denklabor“ an neuem Standort zur Übertragung des Know-How auf weitere Standorte

Schwächen reduzieren:

  • Aufbau eines neuen Standortes mit optimierten Produktionsbedingungen
  • Schließung und Verlagerung eines ausländischen Standorts zur Konzentration der Wertschöpfung
  • Inbetriebnahme von Software zur Optimierung des Controllings

Chancen nutzen:

  • Nutzung der Nähe zum asiatischen Markt zur Gewinnung von OEMs in Fernost
  • Ausbau als Entwicklungspartner der OEMs vor Ort in Deutschland
  • Ausbau im Hochpreissektor aufgrund verschärfter Immissionsvorschriften

Risiken vermeiden:

  • Effiziente Strukturierung der deutschen Standorte mithilfe der Best-Practice Erfahrung aus den ausländischen Produktionsstätten
  • Ausbau der Kooperationen mit lokalen Schulen und Fortbildungseinrichtungen zur Sicherung von Fachkräften
  • Entwicklung einer eigenständigen „Denkfabrik“ am neuen Standort zum Ausbau der Produktpalette im Elektromobilitätssektor

Aus der SWOT Analyse und den abgeleiteten Maßnahmen wurde rasch ersichtlich, dass der Umbau der Standorte in Deutschland aus strategischer Sicht zwingend war. Nur so kann sich das Unternehmen langfristig als Entwicklungspartner der deutschen OEMs positionieren und gleichzeitig die Entscheidungswege drastisch verkürzen.

Neben diesen weichen Faktoren erstellten unsere Experten für die Banken (Konsorten) eine integrierte Finanzplanung für die nächsten sechs Jahre, welche die Auswirkungen der „Sprunginvestition“ aufzeigte. Dieser Szenarioplanung setzten wir eine Fortschreibung des Status Quo gegenüber. Die detailliert beschriebenen einzelnen Positionen der Ergebnisplanung erläuterten die Auswirkungen der Reorganisation.

Im Rahmen der integrierten Finanzplanung wurde insbesondere die Liquiditätsentwicklung des Kreditnehmers unter Berücksichtigung der Aufnahme und anschließenden Rückführung der neuen Kreditmittel analysiert. So konnten den potenziellen Investoren die Kapitaldienstfähigkeit der Gruppe und die Entwicklung des dynamischen Verschuldungsgrades dargestellt werden.

Das Ergebnis? Wirtschaftliche Tragfähigkeit bestätigt

Insgesamt bestätigte das Gutachten die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Sprungfinanzierung. Nach der Einreichung des Gutachtens beim Lead Arranger, dem Konsortialführer des syndizierten Kredits innerhalb des Bankenkonsortiums, begleitete die TMC ihren Mandaten bei den nachfolgenden Verhandlungen des Term Sheets (Zusammenfassung der wichtigsten Kreditbedingungen als auch Rechte und Pflichten der beteiligten Banken sowie des Kreditnehmers) und der Suche nach weiteren Finanzierungspartnern. Am Ende konnte eine Finanzierung i.H.v. ca. 75 Millionen Euro abgeschlossen werden. Insgesamt beteiligten sich neben dem Konsortialführer weitere fünf Banken an dem Konsortium.
Weitere Informationen zur hier beschriebenen alternativen Finanzierungsform über einen syndizierten Kredit mittels Bankenkonsortiums finden Sie hier.

Sie haben Großes vor? Die Experten der TMC Turnaround Management Consult unterstützen Sie gerne
Wenn auch Sie große Investitionen planen, sprechen Sie uns gerne an. Gemeinsam finden wie die richtige Finanzierungsform für Ihr Vorhaben. Vielleicht ist ein syndizierter Kredit auch die richtige Option für Ihr Unternehmen. Gerne unterstützen wir Sie beim Gespräch mit Ihrer Bank sowie der Vorbereitung aller Unterlagen und Gutachten für das Bankenkonsortium.

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